Coronavirus – Ängste haben das Potential unsere Sichtweise positiv zu verändern
Unsere Ängste äussern sich im Alltag – zum Glück und trotz der Corona-Krise – nicht durchwegs auf der existenziellen Ebene.
Heute Morgen wurde mir bewusst, wie viel Stabilität mir vertraute, wiederkehrende Abläufe vermitteln und wie verunsichert ich auf deren Wegfall reagiere. Durch die Schliessung der Schulen, vieler Geschäfte und anderer Arbeitsorte, sind die sonst fix vorgegebenen Tagesabläufe weitgehend ausser Kraft gesetzt. Meine Kinder finden, es gäbe momentan keinen Grund immer zur selben Zeit aufzustehen und zwanghaft eine Struktur einzuhalten.
Daher geniessen sie es, am Morgen vielleicht zuerst noch auf dem Sofa zu lesen, im Pyjama zu frühstücken, oder die Essenszeiten ihren Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Was sie als geschenkte Freiheit betrachten, verursacht bei mir Stress. Geschäftig räume ich auf, versuche sie anzutreiben endlich mit den Schulaufgaben zu beginnen, die Zeit dazu zu nutzen wiedermal ihre Zimmer und das Bücherregal aufzuräumen.
Das Bedürfnis nach Kontrolle verursacht Stress
Mein Sohn kritisiert, ich würde ständig kontrollieren, wann er was mache. Ich erwidere gereizt, nur so könne ich verhindern, dass er nicht den ganzen Tag vergeude. Worauf meine Tochter nachdoppelt, ich würde mit meinem übertriebenen Arbeitseifer Stress verbreiten und solle doch bitte selbst beherzigen, was ich da über das Coronavirus und die Notwendigkeit Ruhe zu bewahren, schriebe.
Soeben wurde mir auf anschauliche Art der Spiegel vorgehalten. Tatsächlich habe ich das Gefühl, ohne klare Tagesstrukturen versänke unser Leben bald im Chaos, und wenn ich nicht rechtzeitig für Ordnung sorgen würde, dann hätte ich bald keine Chance mehr gegen sinnlos verplemperte Tage. Ich will mich absichern gegen die Ungewissheit, versuche mich gegen die Veränderungen in meinem Alltag zu stemmen, habe Angst vor dem Verlust von Kontrolle und Struktur.
Sobald ich die Verbindung zu mir verliere, kann sich die Angst festsetzen
Was passiert da gerade mit mir? Ich habe wiedermal die Verbindung zu mir selbst verloren und sofort setzt sich die Angst in mir fest. Ich frage mich, ist das wirklich nötig? Ist da tatsächlich eine Situation vor der ich mich wappnen und schützen muss? Oder habe ich mich da in einen unnötigen Emotionsstrudel ziehen lassen?
Vielleicht könnte ich die Situation auch als Chance für neue Erfahrungen nutzen sowie meinen Kindern mehr Vertrauen entgegenbringen. Wenn ich ihnen Zeit lasse, ihre Art mit dem Schulausfall umzugehen respektiere und die Verantwortung für das, was zu erledigen ist, übergebe, dann könnte ich allenfalls auch positiv überrascht werden. Ausserdem wäre es auch kraft-, zeit- und nervenschonender für mich.
Atmen und Loslassen
Also atme ich bewusst in den Bauch, bis ich mich wieder besser spüre, mache dann einen Spaziergang im Wald und widme mich anschliessend meinen eigenen Arbeiten. Die Kinder werden ihre Aufgaben schon erledigen und wenn nicht, dann sind sie eigentlich genug alt, um selbst die Verantwortung zu tragen.
Über die Autorin
Cagla Rychner ist Naturheilpraktikerin in Zürich. Sie behandelt in ihrer Praxis an der Ottikerstrasse 40 im Kreis 6 Frauen, Männer und Kinder mit akuten und chronischen Beschwerden und hat sich auf die Behandlung von Allergien, Burnout, Erschöpfung, Kinderwunsch, Kopfschmerzen, Magen/Darm-Problemen, Migräne, PMS, Mensbeschwerden und stressbedingte Muskelverspannungen spezialisiert.