Coronavirus – das Potential im Lockdown entdecken

Durch den Lockdown fehlt es an den üblichen Ablenkungsmöglichkeiten. Wir sind zuhause, auf uns zurückgeworfen, und erleben die Herausforderung und zugleich die grosse Chance uns mit uns selbst auseinanderzusetzen zu dürfen.

Ausserhalb der Alltagsroutine zu sein, bedeutet einerseits mehr Freiheit, ist aber andererseits für viele von uns eine grosse Herausforderung. Denn es heisst auch, ausserhalb der überschaubaren, kontrollierbaren Komfortzone zu sein. Statt uns mit Arbeiten und Hürden im Aussen zu befassen, sind wir jetzt damit konfrontiert unwegsames, noch unbekanntes Gelände in unserem Inneren zu erkunden.

Vielleicht spüren wir Unruhe und Ungeduld in Bezug auf die vielen Ungewissheiten und Einschränkungen, die wir tagtäglich erleben. Oder wir leiden vermehrt unter der Enge von Homeoffice und Homeschooling und den sich daraus ergebenden Konflikten. Möglicherweise schlafen wir immer schlechter und fühlen uns verspannt. Einige Sorgen sich um die Zukunft, fühlen sich dünnhäutig und klagen über gedrückte Stimmung.

Ängste wahrnehmen, aber sie nicht ans Steuer lassen

Fast jeder negativen Emotion, sei es Frustration, Wut, Trauer, oder anderes, liegen Ängste zugrunde. Es ist wichtig, diese Gefühle zuzulassen und ihnen Raum zu geben. Oft können wir unsere Emotionen sogar körperlich wahrnehmen, z. B. als Enge im Hals oder Druck in der Magengegend. Dann hilft die Frage, woher wir diese Gefühle kennen, und seit wann. Möglicherweise kommen dann Kindheitserinnerungen auf, welche geheilt werden wollen.

Indem wir uns auf unsere Ängste einlassen, ihnen eine Stimme geben, erlauben wir uns ganz zu sein. Wir akzeptieren uns als facettenreiche Wesen mit Stärken und Schwächen. Gleichzeitig macht uns diese Auseinandersetzung bewusst, dass wir zwar Ängste fühlen, aber nicht diese Ängste sind. Es sind Zustände von uns, die wir mit unseren sorgenvollen Gedanken erschaffen. Deswegen brauchen wir nicht in Angst und Schrecken zu verfallen, unsere Ängste nicht ans Steuer unseres Lebens zu lassen.

Von der Emotionalität in die Beobachterrolle wechseln

Wir haben immer die Möglichkeit einen Schritt zurückzutreten und in die Beobachterrolle zu schlüpfen. Das ermöglicht uns, ja zu sagen, zu allem, was ist, auch zu unseren Schattenseiten. Und sogar von unseren negativen Emotionen zu lernen, ohne darin zu ertrinken. Aus dieser Sicht betrachtet, verliert die unwegsame Landschaft in unserem Inneren den Schrecken und wird zu einem Abenteuer und der grossen Chance sich selbst besser kennenzulernen.

Manchmal ist es jedoch nicht einfach aus der Emotionalität herauszufinden. Es gibt dazu viele Methoden, wobei alle Zeit, Übung und Geduld brauchen. Voraussetzungen, für die, Dank der Corona-Krise, mehr Raum ist. Meine persönlichen, wichtigsten Hilfsmittel sind die bewusste Atmung, die immer beruhigend wirkt und auf das Wesentliche fokussiert und Dankbarkeit.

Dankbarkeit – ein Zaubermittel gegen die Negativspirale

Ich überlege mir alle möglichen Dinge, für die ich dankbar bin – für das Sonnenlicht, mein Bett, die beste Freundin, das schöne Musikstück am Radio, den Duft von Espresso, … Auch wenn dir zuerst nichts einfällt, bin ich sicher, dass auch deine Liste immer länger wird, wenn du darüber nachdenkst.

Und je mehr Dinge ich aufzähle, desto schwerer fällt es mir, in meinen negativen Emotionen zu verharren. Statt Wut, Ausweglosigkeit oder Angst empfinde ich immer mehr Liebe, Vertrauen und das Gefühl von Verbundenheit. Es wirkt wie ein Zaubertrick, versprochen.

Über die Autorin

Cagla Rychner ist Naturheilpraktikerin in Zürich. Sie behandelt in ihrer Praxis an der Ottikerstrasse 40 im Kreis 6 Frauen, Männer und Kinder mit akuten und chronischen Beschwerden und hat sich auf die Behandlung von Allergien, Burnout, Erschöpfung, Kinderwunsch, Kopfschmerzen, Magen/Darm-Problemen, Migräne, PMS, Mensbeschwerden und stressbedingte Muskelverspannungen spezialisiert.